Man stelle sich mal vor. Kein Licht oder die Augen geschlossen und man soll vom Wilhelm-Leuschner-Platz bis zum Augustusplatz laufen. Die meisten Sehenden werden wahrscheinlich nach 5 m der Länge nach auf der Strasse liegen und über die Asphaltflechte im Gesicht klagen. Blinde Menschen werden da schon ein ganzes Stück weiter sein. Aber wie schaffen es blinde Menschen sich in einer Stadt zu orientieren? Sie nutzen dafür Ihre verbliebenen Sinne und das Blindenleitsystem der Stadt Leipzig.

Blindenleitstreifen in der Grimmaischen Straße sind zugeparkt Quelle: http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2010/17265.shtml

Blindenleitstreifen in der Grimmaischen Straße sind zugeparkt Quelle: http://www.leipzig.de/de/buerger/newsarchiv/2010/17265.shtml

Fast jeder Sehende hat das Blindenleitsystem der Stadt Leipzig schon unterbewußt wahrgenommen, weiß aber nichts um die Funktion der geriffelten Fliese an Bus- und Strassenbahnhaltestellen sowie in der Füßgängerzone. Ich selber kann mich da leider nicht ausnehmen. Früher habe ich mich nur gefreut das meine regenfeuchten Schuhe auf diesen Riffelplatten weniger gerutschten. Heute bin ich allerdings schlauer. Es handelt sich bei diesen Platten um eine Orientierungshilfe die es blinde- und sehbehinderte Menschen mit Hilfe des Langstocks ermöglicht sich weitgehend selbstständig zurechtzufinden. Der Langstock dient dabei als verlängertes Sinnesorgan und tastet den umgebenden Untergrund ab. Reibt man mit dem Ende des Langstockes über die Platte merkt den verändereten Widerstand und das leichte springen der Langstockspitze. Der Langstocknutzer kann so einer langen Linie aneinandergereihter Riffelplatten zum Ziel folgen. Kommt er an einen Abzeig oder ein Hindernis sind davor mehrere Platten nebeneinander ausgelegt um die Aufmerksamkeit des Sehbehinderten zu erregen. Für Sehbehinderte die durch ein geringes restliches Sehvermögen noch nicht auf einen Langstock angewiesen sind dient der Kontrast der unterschiedlichen Gehwegssteine zur Orientierung. Weitere Orienteirungshilfen sind aber auch Dinge auf die ein Sehender keinen Gedanken verschwendet. Ein blinder Mensch merkt durch Wind und Luftzug ob er an einem Hauseingang steht bzw. ob eine Strasse von der Gehrichtung abzweigt. Er achtet auch auf Echo und Schall und erfährt so etwas über die Bebauung der Umgebung. Typische Gerüche können dabei natürlihc auch zur Orientierung dienen. Weitere Maßnahmen die dem nicht sehenden Fußgänger sind die Ampelanlagen die durch akustischen Signal anzeigen wann die Strasse überquert werden kann.

Am Wichtigsten sind für Sehbehinderte Mitmenschen die ihre Autos nicht auf dem Blindenleitstreifen parken und Gastronomen welche ihre Freisitze ungünstig platzieren. Beim derzeitig stattfindenen Weihnachtsmarkt läßt sich eine Behinderung blinder Menschen nicht vermeiden.

Weiter Informationen:

Anforderungen an Bodenindikatoren: http://shortlinks.de/8y9i

Langstocktraining und weitere Hilfen für der Alltag erlernen Sie bei: http://www.rehalehrer.de/index.php?id=680