Aufgrund dessen, dass wir bereits Erfahrung auf dem Gebiet haben, finden uns immer wieder Eltern, deren Kinder keine Augenlinse haben.
Da wir uns sehr freuen, dass uns so viel Vertrauen entgegengebracht wird, dass wir die Sehentwicklung der Kinder ein Stück weit in unseren Händen liegt, möchten wir heute etwas näher darüber berichten.
Die Linsenlosigkeit(Aphakie) kann angeboren sein, durch einen Neugeborenenkatarakt (grauer Star) oder durch eine Infektion entstehen, In den letzten beiden Fällen wird die Linse operativ entfernt. Es kann im Babyalter leider noch keine künstliche Linse eingesetzt werden, da diese nicht mitwachsen kann. Deshalb kommt diese Variante der Korrektur erst viel später in Betracht.
Die Augenlinse stellt, neben Ihrer lichtbündelnden Wirkung, die Entfernung ein, in der wir scharf sehen. Dieser Prozess geschieht unbewusst und nennt sich Akkomodation. Um dem Kind die Möglichkeit zu geben in verschiedenen Entfernungen zu sehen , müssen Gläser mit mehreren Stärken her. Diese werden Bifokal- oder Gleitsichtgläser genannt. Die Nahzone wird im Glas unten eingearbeitet, weil man (und auch Kind) nahe Gegenstände eher im unteren Sichtbereich betrachtet. Für Babys gilt das nicht zu 100% wird aber mangels einer besseren Lösung trotzdem so gemacht.
Das bestmögliche Sehen wird mit Kontaktlinsen erreicht. Da hier die Abbildung deutlich schöner ist, als mit Brillengläsern.
Über diese Kontaktlinsen kann dann eine Bifokalbrille getragen werden, die das Sehen in der Nähe ermöglicht.
Leider brauchen die Augen immer mal wieder eine Kontaktlinsenpause und daher kann auf eine Brille nicht verzichtet werden. Sicher wird zum Thema Kontaktlinsen bei kleinen Kindern ein weiterer Artikel folgen.
Da das Fehlen der natürliche Augenlinse nun komplett durch die Brillenwirkung kompensiert werden muss, sind die Werte der Brillengläser recht hoch.(zwischen +15 und +25)
Dies stellt alle Beteiligten vor ein paar Herausforderungen:
1. Die Fassunsgauswahl
Bei Plusgläsern ist es so, dass sie dünner werden, je kleiner man sie als Optiker fertigen lassen kann. Das bedeutet auch je kleiner die Brillenfassung ist, desto dünner und leichter und schöner sind die Brillengläser bei besseren Abbildungseigenschaften.
Natürlich kann man diese Art der Minimierung nicht unendlich betreiben, da ja auch ein größtmögliches Sehfeld erreicht werden soll. Außerdem muss die Brille stabil an der richtigen Stelle im Gesicht sitzen bleiben, damit das Kind sehen kann. Schon eine leicht schiefe Brille führt zu starken Sehproblemen. Allgemeingültige Aussagen lassen sich hier schlecht treffen.
Tendenziell sind wir von den üblichen verdächtigen Gummibrillen eher abgekommen, da sie oft zu sehr wackeln oder zu nah sitzen. Oft haben wir damit das Problem, dass die Augenwimpern an den recht dicken Gläsern schleifen. Metallbrillen mit verstellbaren Nasenpads und flexiblen Brillenteilen eignen sich meist besser.

Kinderbrille und Franklin Bifokalglas mit Lentikularblende.
2. Zentrierung der Gläser
Je höher die Brillenwerte sind, desto genauer müssen sie eingearbeitet sein, damit das Kind gut guggen kann. Der optische Mittelpunkt der Gläser muss genau vor der Pupille sitzen. Damit das Kind optimal sehen kann. Besonders für das zusammenspiel beider Augen ist dies immens wichtig.
Nun sind Babys selten gewillt sich so messen zu lassen, wie der Optiker es braucht um genauest mögliche Anzeichnungen zu erhalten. Deshalb haben wir eine Methode entwickelt, wie wir die Aufmerksamkeit der Kinder bekommen um im genau richtigen Moment Fotos zumachen, die wir später auswerten können. So erhalten wir genaue Daten für das Einbauen der Brillengläser.
3. Die Glasauswahl
Die Glasauswahl wird maßgeblich vom Augenarzt bestimmt indem die Anforderungen auf dem Rezept festgehalten werden. Wir stehen hier gern beratend zur Seite. Folgende Optionen sind möglich:
Ein Lentikularglas. Dabei wird ein kleineres Glas mit Wirkung in ein größeres ohne Wirkung in eingebaut dadurch kann ein leichtes dünnes Glas gefertigt werden. Jedoch geht dies zu Lasten des Sehbereiches. Der Sehbereich eines so starken Plusglases ist von Natur aus schon recht klein, da es stark vergrößert. Ähnlich, wie wenn man durch ein Fernglas blickend durch die Gegend läuft.
Deshalb ist es oft doch besser ein Glas zu haben, welches über die gesamte Brille eine optische Wirkung hat. Auch wenn dies zu deutlich mehr Brillengewicht führt.
Dafür wird der Glasrohling dann so klein wie für die gewählte Brille für dieses Kind möglich gefertigt. Für eine Bifokalbrille werden dann sogar vier Gläser gefertigt. Auseinandergesägt und dann zusammengeklebt.
Später ist es dann möglich Gleitsichtgläser zu verwenden. Diese sehen auch schöner aus, da dann keine Trennkante mehr durch die Mitte der Brille verläuft.
3.Einbau der Gläser
Trotz dass unser Beruf von CNC – Technologie geprägt ist, geht es hier ohne Handwerk nicht. Die sehr kleinen runden Gläser lassen sich oft nicht mit den Standardmaschinen bearbeiten, so dass hier noch viel Handarbeit im Spiel ist. Trotzdem ist Präzession aus den unter „Zentrierung“ genannten Gründen oberstes oberstes Gebot.
4. Nachsorge
Kinder wollen/müssen/dürfen/sollen sich viel bewegen und das bewegt auch die Brille. Ein regelmäßiges Nachstellen der Brille uns eine gute Ersatzteilversorgung sind Pflicht. Daher sind kurze Wege natürlich stark von Vorteil.