Diesen Trend gibt es nicht nur in der Politik, sondern auch im Auge des Menschen.
Die Kurzsichtigkeit beginnt typischerweise  in der Kindheit und erhält in der Pubertät nochmal einen kräftigen Schub. Um das 27. Lebensjahr ist dann das Augenwachstum abgeschlossen und die Werte bleiben stabil.
Warum das so ist, ist noch nicht 100%ig geklärt.
Es gibt mit großer Sicherheit eine erbliche Komponente, da die Kinder von kurzsichtigen Eltern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit auch kurzsichtig werden.
Die große Zuwachsrate lässt jedoch vermuten, dass es neben den Genen noch weitere Faktoren gibt, die uns kurzsichtig, in der Fachsprache myop genannt, machen können.
Wahrscheinlich ist, dass es im peripheren Sehfeld Zellen gibt, die das Augenwachstum anhand von Lichtreizen regulieren. Das bedeutet, je nachdem wie das Licht darauf fällt geben Sie den Befehl zum Wachsen des Auges oder auch nicht.
Ein Brillenglas hat eine flachere Bildschale als das Auge selbst, daher wird angenommen, dass das Tragen einer Brille für Kurzsichtige einen Auslösereiz zum Fortschreiten der Kurzsichtigkeit setzt.
Daraus resultierend haben sich verschiedene Thesen entwickelt, wie man das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit hemmen könnte.

 


1. Sehtraining

Es wurde zwar herausgefunden, dass eine schlechte Akkomodationsfähigkeit bei Kindern ein Risikofaktor für Kurzsichtigkeit darstellt. Und dass man diese Fähigkeit durch Sehtraining verbessern kann. Aber ein direkter Effekt zwischen Sehübungen und Myopieprogression konnte nicht nachgewiesen werden.
Auch Esophoriker (latent nach innen Schielende) setzen unbewusst ihre Akkomodation herab um beidäugig ein stabiles Bild zu haben. Dies führt in der Nähe zu peripheren Unschärfen, die wiederum zu Augenwachstum führen könnten. Hier könnte Sehtraining helfen.

2. Unterkorrektion:

Es gab Versuche durch Unterkorrektion diesem entgegenzuwirken. D.h. ein absichtlich zu schwaches Brillenglas einzubauen.  Die Nebenwirkung schlechte Sicht alleine macht diese Methode schon fragwürdig. Außerdem konnte auch hier kein Erfolg nachgewiesen werden.

3. Spezielle Brillengläser

Zeiss hat in Asien Brillengläser auf den Markt gebracht, die in der Mitte gutes Sehen gewährleisten und nach außen schwächer werden. Die Studien laufen dort noch.  In Europa sind die Gläser (noch) nicht erhältlich.

3. Kontaktlinsen

Es wird zur Zeit verstärkt mit Kontaktlinsen experimentiert, die nur das periphere Sehfeld unterkorrigieren, um denselben Effekt bei guter zentraler Sehschärfe zu erzeugen. Da diese näher am Auge sind erhofft man sich hier einen größeren Effekt, als bei gleichartigen Brillengläsern.

Es wurden Studien gemacht um weiche und harte Linsen im Myopieverlauf bei Kindern zu vergleichen.
Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen Weichlinsen- und Hartlinsentragenden Kindern gefunden. Auch im Vergleich zur Brille konnte die Kontaktlinse nicht punkten.

Es gibt Hinweise, dass Orthokeratologielinsen (Ortho-K) das Augenwachstum aufhalten, indem sie die „fehlerhafte“ Hornhautgeometrie verändern.

Es gibt eine amerikanische Studie bei der die Myopie bei Kindern mit Ortho-K linsen deutlich geringer gestiegen ist, als der Durchschnitt kurzsichtiger Kinder. Jedoch wurde diese Studie nur ein Jahr lang durchgeführt.
Hierzu hat die Firma Falco Linsen auf den deutschen Markt gebracht.
Auch weiche Linsen gibt es seit kurzem. Dazu werden wir später mehr berichten.

4. Medikamente

Es wird mit Atropin experimentiert. Nebenwirkungen sind allerdings zu befürchten.
Im Moment wird mit auf 0,001 verdünnter Lösung experimentiert.

In einigen asiatischen Ländern ist die Myopiekontrolle ein Politikum und deshalb wird auch gerne mal zu Mitteln gegriffen, deren Wirksamkeit nicht belegt ist.

* Es gibt Bügel in der Schule, die die Kinder zum Geradesitzen zwingen.
* Die Wände werden grün gestrichen, denn unser Auge ist vor allem auf grüne Farbtöne eingestellt.
* Eltern, die kleine Kinder an Smartphones oder Tablets spielen lassen, werden mit Geldbußen belegt.

Aber was kann man wirklich tun, damit das eigene Kind nicht kurzssichtiger wird?
Belegt sind folgende Mittel:

  • Die Kinder viel draußen spielen lassen
  • wenig Kunstlicht

 

Quellen:
http://www.reviewofoptometry.com/continuing_education/tabviewtest/lessonid/106321/